22-jährige US-Amerikanerin erstmals im Rheder Trikot
BBV-Pressebericht von von Matthias Grütter
Rhede/Koblenz/Kentucky - Die 22-jährige US-Amerikanerin Melanie Welsing streift sich in Koblenz bei nationalen U23-Meisterschaften erstmals das Rheder Trikot über. Sie hat Verwandtschaft in Bocholt, besitzt die doppelte Staatsbürgerschaft und könnte für Deutschland starten.
Melanie Welsing in ihrem Element: Bei der U23-DM sprintet sie bei ihrem Debüt für das LAZ Rhede über die 100-Meter-Hürden auf Rang vier. Die US-Amerikanerin hat eine doppelte Staatsbürgerschaft und könnte bald eventuell auch für das Deutsche Team starten.
Das Leichtathletikzentrum (LAZ) Rhede hat einen hochkarätigen Neuzugang: Die US-Amerikanerin Melanie Welsing. Gebürtig kommt sie aus Kentucky. Da aber ihr Vater in Bocholt gelebt und gearbeitet hat und dort auch seine Frau kennengelernt hat, besitzt Welsing auch die Deutsche Staatsbürgerschaft.
Und Welsing trumpfte direkt auf: Bei den Deutschen U23-Meisterschaften in Koblenz wurde sie Vierte. Im Stadion Oberwerth sprintete sie in 13,80 Sekunden über die 100-Meter-Hürden. Es saß sogar eine Medaille drin: Bis zur siebten Hürde lag die 22-Jährige in Führung. Dann kam sie zu dicht an die achte Hürde ran, strauchelte und rettete sich akrobatisch ins Ziel, berichtet LAZ-Stützpunktleiter Jürgen Palm.
Wie stark Welsing ist, zeigte das Halbfinale: Sie siegte in 13,68 Sekunden. Im Finale hatte sie dann das Pech. Franziska Schuster aus Xanten (TSV Bayer Leverkusen, 13,49Sekunden), Neele Schuten (TV Gladbeck, 13,64) und Marlene Meier (TSV Bayer Leverkusen, 13,71) schnappten sich die drei Medaillen. Meier ist die Tochter von Ex-Hochspringerin Heike Henkel und Zehnkämpfer Paul Meier – beide in Leichtathletikkreisen sehr bekannt.
„Das wurde mit der heißen Nadel gestrickt und das war auch relativ kurios“, sagte Palm zu der Tatsache, dass Welsing nun für das LAZ Rhede startet. „Sie ist ein Familienmensch. Ihre Verwandtschaft wohnt in Bocholt, die sie regelmäßig besucht, zum Beispiel ihre Großmutter. Melanie lebte auch schon mal mehrere Monate in Bocholt und war damals beim Training in Rhede. Sie ging auch auf das Kapu.“ Die Verwandtschaft war es auch, die Melanie Welsing den Tipp gab, während ihres Besuchs in Bocholt einfach mal beim LAZ anzuklopfen.
Ihren Lebensmittelpunkt hat die Hürdlerin aber in den USA. Sie studiert an der Queens-Universität in Charlotte/North Carolina. Da es für sie aber wohl kein Thema ist, für die USA zu starten, ist es nun durchaus denkbar, dass sie bald das deutsche Nationaltrikot überstreifen wird. Palm geht davon aus, dass Welsing durchaus Chancen haben könnte, 2022 an der Europameisterschaft in München teilnehmen zu können. Immerhin hatte sich Welsing in diesem Jahr schon um sechs Zehntelsekunden auf 13,43 Sekunden gesteigert. Damit verpasste sie die U23-EM in Estland im Juli denkbar knapp, da hierfür die Norm von 13,40 Sekunden vorgesehen ist.
„Melanie ist eine tolle und sympathische Sportlerin“, sagte Palm und begründete das auch: „Sie hat mir auf der Rückfahrt gesagt, dass es gut für die Kontrahentinnen gewesen ist, dass sie nur Vierte geworden ist und keine Medaille gewonnen hat. Das ist okay so, hat sie zu mir gesagt. Die anderen Sportlerinnen hätten sich speziell auf diese Meisterschaften vorbereitet. Für sie sei deshalb diese Meisterschaft wichtiger gewesen. Sie selbst hätte schließlich schon ihren Saisonhöhepunkt gehabt.“ Bei den amerikanischen Uni-Meisterschaften der zweiten Kategorie in Allendale/Michigan, also für kleinere Universitäten, hatte sie in 13,40 Sekunden den Titel über 100-Meter-Hürden errungen.
Erst im Mai war Welsing beim LAZ quasi vorstellig geworden. „Wir haben gemeinsam nur zwei Trainingseinheiten bestritten“, berichtet Palm. Und da die 22-Jährige selbst zuletzt wenig trainiert hatte und somit bei der DM quasi ins kalte Wasser geworfen wurde, war der Stützpunktleiter schon sehr überrascht, dass Welsing in Koblenz um die Medaillen mitsprinten konnte.
Das soll auch keine Eintagsfliege sein. Die Leichtathletin mit der doppelten Staatsbürgerschaft soll auch weiterhin in zwei verschiedenen Trikots in den Startblock gehen: In den USA für die Queens-Universität und bei anderen Wettkämpfen dann in blau für das LAZ Rhede. Und wer weiß: Vielleicht kommt demnächst tatsächlich noch ein drittes Trikot hinzu – das der deutschen Nationalmannschaft mit dem roten Brustring.