50 Jahre LAZ Rhede – eine Erfolgsgeschichte

Das Foto zeigt Daniel und Mecky bei Daniels erstem 200-m-Lauf unter 21 Sekunden. Beim 36. Internationalen sprintete Daniel in 20,86 Sekunden durchs Ziel. Im selben Jahr errang er drei Deutsche Jugendmeistertitel und zwei Junioren Europameistertitel!
Das Foto zeigt Daniel und Mecky bei Daniels erstem 200-m-Lauf unter 21 Sekunden. Beim 36. Internationalen sprintete Daniel in 20,86 Sekunden durchs Ziel. Im selben Jahr errang er drei Deutsche Jugendmeistertitel und zwei Junioren Europameistertitel!

 

Als am 22. März 1970 das LAZ Rhede als Trainings- und Wettkampfgemeinschaft der Leichtathleten der Rheder Vereine VfL, DJK, TV und SV Krechting aus der Taufe gehoben wurde, hätte sicher niemand erwartet, dass damit eine 50-jährige Erfolgsgeschichte begründet wurde. Mit bisher 48 Deutschen Meistertiteln, zahlreichen Silber- und Bronzemedaillen und weit über 500 Endkampfplatzierungen bei Deutschen Meisterschaften hat es das LAZ Rhede geschafft, über ein halbes Jahrhundert in der Deutschen Leichtathletikszene zu bestehen.

 

Mit einem Blitzstart legten Manfred Hüning, Cilly Lehmkamp, Werner Grommisch und Co. in den 70er Jahren mit exakt 20 Deutschen Meistertiteln los. Und dies bei relativ bescheidenen äußeren Bedingungen. Doch mit viel Pioniergeist und Improvisationsvermögen wurde aus den Trainings- und Wettkampfstätten das maximal Mögliche herausgeholt. Der Vereinsname LAZ bellanett Rhede war ein Begriff und machte Rhede in der gesamten Bundesrepublik Deutschland bekannt. Schon 1974 wurde Rhede Landesstützpunkt und 1978 sogar Bundesstützpunkt. Diese Chance ließ sich Berni Becks nicht entgehen und verwirklichte zusammen mit den Verantwortlichen der Stadt Rhede, dem Kreis Borken und dem Leichtathletik-Verband Niederrhein seinen Traum vom Sportzentrum Rhede. Für sage und schreibe nur 4,6 Millionen DM wurden Stadion, Leichtathletik-Halle, Wurfplatz und drei Fußballplätze gebaut. Den Löwenanteil der Kosten übernahmen dabei der Bund und das Land.

Sportlich knüpften die Athleten des LAZ Rhede in den 80er Jahren in ihrem neuen Zuhause an die Erfolge des Gründungsjahrzehnts an. Insgesamt 13 nationale Titel sowie der EM-Titel von Thomas Giessing mit der 4x400-m-Staffel ragten heraus. Talente wie Wolfgang Bußhoff, der drei nationale Einzeltitel über 800 Meter der Jugend und Junioren errang und die Erfolge der 4x400-m-Staffel mit den Bußhoff-Brüdern, Thomas Giessing und den Lange-Brüdern hielten Rhede in den Schlagzeilen. Nach wie vor vertraute auch der Hammerwerfer Norbert Radefeld auf den Rat seines Trainers Werner Niehaus, obwohl er für den VfL Wolfsburg an den Start ging. Nach dem ersten DM-Titel eines LAZ-Athleten in der Männerklasse durch Thomas Giessing in Frankfurt, als der „Lange“ die 800 Meter gewann, folgte in den 90er Jahren eine kleine Durststrecke. Zwar schafften Athleten wie Christian Dangelmaier den Sprung aufs Treppchen, aber der nächste DM-Titel, der erste im wiedervereinten Deutschland, ließ bis zum Jahr 1996 auf sich warten.

 

Die Gladbeckerin Claudia Gerhardt wurde von Berni Becks zum LAZ gelotst und siegte 1996 sowohl in der Halle als auch im Freien im Weitsprung der Frauen. Als hochwertigste Einzelmedaille einer LAZ-Athletin gewann Gerhardt im Olympiajahr die Bronzemedaille bei der Hallen-EM. Olympia verpasste sie dann allerdings um eine Winzigkeit von 4 Zentimetern. Am 23. September desselben Jahres sorgte dann der viel zu frühe Tod von Berni Becks für einen Schock. Sportliches trat erstmal in den Hindergrund und die Frage, ob und wie es mit dem LAZ Rhede ohne ihn, dem Mr. Leichtathletik, weitergehen sollte, wurde ausführlich diskutiert. Der damalige Vorsitzende Dieter Uhlitzsch fand schnell die Unterstützung des LVN Präsidenten Franz-Josef Probst, so dass zusammen mit der Stadt Rhede und dem Kreis Borken an einer tragfähigen Lösung gearbeitet wurde.

 

Im April 1997 trat der Diplomsportlehrer und Diplom-Trainer Jürgen Palm die Nachfolge von Berni Becks als LVN-Stützpunkttainer an. Zusammen mit den LAZ-Urgesteinen Mecky Emmerich, Werner Niehaus, dem gesamten Trainerteam und der Vorstandsmannschaft wurde ein Neuanfang gestartet. Die Kooperation mit den Schulen wurde verstärkt und die Konzentration auf Nachwuchsarbeit gelegt. Belohnt wurde dieser Weg bereits nach nur fünf Jahren mit dem ersten von acht Deutschen Meistertiteln von Daniel Schnelting. Das Jahr 2005 wurde zu einem der erfolgreichsten der gesamten Vereinsgeschichte. Mit nicht weniger als zwei Junioren-EM-Titeln, vier Deutschen Meistertiteln und sechs weiteren DM-Medaillen sorgten die Athlet*innen des LAZ Rhede für Furore. Daniel Schnelting wurde zum besten Nachwuchsathleten im DLV gewählt und Mecky Emmerich als LVN-Trainer des Jahres mit dem „Berni-Becks-Preis“ ausgezeichnet. Ein Jahr später erhielt das LAZ Rhede das „grüne Band“ für vorbildliche Nachwuchsarbeit. Mit neun DM-Titeln knüpfte das LAZ Rhede an die erfolgreichen 80er Jahre an.

 

In den letzten zehn Jahren folgten weiter vier DM-Titel für das LAZ Rhede sowie zahlreiche Medaillen mit Staffeln und Mannschaften der Startgemeinschaft Rhede-Sonsbeck-Wesel und seit zwei Jahren Rhede-Sonsbeck-Bottrop. Ein engagiertes Trainerteam mit „alten Hasen“ und „jungen Hüpfern“ stemmt sich dem Zeitgeist und G8 entgegen, sodass es nach wie vor brummt im LAZ Rhede. Mit der Bildung einer Sportklasse an der Gesamtschule-Rhede (GESA) und der Kooperation mit dem BK-West haben die Verantwortlichen die Weichen für die Zukunft gestellt.

 

Nachfolgend werden die LAZ-Athletinnen und Athleten aufgelistet, die mindestens einen Deutschen Meistertitel erringen konnten oder in der „Ewigen Deutschen Bestenliste“ unter den Top 30 rangieren.

 

Manfred Hüning (Hammerwurf)

 

5. Platz Europameisterschaften 1978

6. Platz Europameisterschaften 1974

3 facher Deutscher Meister (2xJunioren, 1xJugend)

Deutscher Jugendrekordhalter (1971)

von 1974 bis 1981 in den Top-Ten der Weltrangliste

Platz 16 mit 79,16 Metern im Hammerwurf (1979/Dortmund) in der „ewigen“ Deutschen Bestenliste

 

Daniel Schnelting (100 und 200)

 

2 facher Junioren-Europameister 2005 (200m und 4x100m)

4. Platz bei den Junioren-Weltmeisterschaften 2004 (4x100m)

4. Platz bei den U23 Junioren-Europameisterschaften 2007 (200m)

8 facher Deutscher Meister (3x Männer, 1xU23, 3xU20, 1xU18)

Platz 28 mit 20,53 Sekunden im 200m Lauf (2008/Weinzheim)

in der „ewigen“ Deutschen Bestenliste

 

Thomas Giessing (400 und 800)

 

Europameister mit der 4x400m Staffel 1982

8. Platz Europameisterschaften 1982

Junioren-Europameister mit der 4x400m Staffel 1979

6facher Deutscher Meister (1xMänner, 2xJunioren, 3xStaffel)

Platz 29 mit 1:45,73 Minuten im 800m Lauf(1986/Koblenz)

in der „ewigen“ Deutschen Bestenliste

 

Claudia Gerhardt (Weitsprung)

 

6. Platz Hallen-Weltmeisterschaften 1995

3. Platz Hallen-Europameisterschaften 1996

2fache Deutsche Meisterin (2xFrauen)

Platz 22 mit 6,82 Meter im Weitsprung (1996/Gladbeck)

in der „ewigen“ Deutschen Bestenliste

 

Werner Grommisch

 

4facher Deutscher Meister (1xJunioren, 1xJugend, 1xStaffel, 1xMannschaft/Cross)

Deutscher Jugendrekordhalter 3x1000m (7:26,2-1974)

mit Peter Brüggemann und Klaus Gerwert

 

Cilly Lemkamp (Weitsprung)

 

4. Platz Junioren-Europameisterschaften 1973

2fache Deutsche Meisterin (Jugend, Juniorinnen)

 

Wolfgang Bußhoff

 

5facher Deutscher Meister (1xJunioren, 2xJugend, 2xStaffel)

 

Matthias Spiegelhoff (Weitsprung, Staffel)

 

6. Junioren-Europameisterschaften 1979

6facher Deutscher Meister (3xJugend, 3xJugendstaffel)

2facher Deutscher Rekordhalter Jugend B (7,44-1977, 7,73-1978

 

Gudrun Schulz (Mittelstrecke)

 

7. Platz Junioren-Europameisterschaften 1979

5fache Deutsche Meisterin (3xJuniorinnen, 1xJugend,1xCrossmannschaft)

 

Klaudia Kaczmarek (Weit- und Dreisprung)

 

Platz 27 mit 13,43 Meter im Dreisprung (2015 Garbsen und Bottrop)

in der „ewigen“ Deutschen Bestenliste

8. Europäische Jugendolympiade (EYOF)

20 Endkampfplatzierungen bei Deutschen Meisterschaften der Frauen

 

Nadine Jacobs (Weitsprung)

 

6. Platz Junioren-Europameisterschaften 2005

Deutsche Jugendhallenmeisterin 2005

 

Jörg Risius (200)

 

2facher Deutscher Jugendhallenmeister (Einzel, Staffel)

 

Samuel Isak (Langstrecke)

 

Deutscher 5000m Jugendmeister 2006

 

Antonia Frieling (Hammerwurf)

 

Deutsche B-Jugendmeisterin 2020

 

Als „Rheder-Junge“ war auch Norbert Radefeld ein Aushängeschild für das LAZ Rhede, obwohl er später im Trikot des VfL Wolfsburg antrat. Doch sein Trainer blieb vom ersten bis zum letzten Wurf Werner Niehaus, der als Trainingspartner von Manfred Hüning das Hammerwerfen erlernte und bereits im Alter von 21 Jahren „die Seiten wechselte“, weil er erkannt hatte, dass sein Talent als Athlet nicht ausreichte um über 60 Meter zu werfen.

 

Der aktuell erfolreichste Athlet, der im wahrsten Sinne des Wortes in Rhede laufen gelernt hat, ist Hendrik Pfeiffer, der 2016 die Olympianorm im Marathon geschafft hat, und dieses Kunststück im Trikot des TV Wattenscheid in diesem Jahr in eindrucksvollen 2:10:18 Stunden wiederholen konnte.

 

Ein Markenkern des LAZ Rhede waren und sind Staffeln und Mannschaften. So konnten zwölf Deutsche Meistertitel und fünf Deutsche Jugendrekorde mit Staffeln und Crosslaufmannschaften gewonnen werden. Es stellte sowohl die 3x1000-m-Staffel der männlichen Jugend als auch die 3x800-m-Staffel der weiblichen Jugend 1974 einen Deutschen Jugendrekord auf. Die Jungs liefen in der Besetzung Peter Brüggemann, Klaus Gerwert und Werner Grommisch zu starken 7:26,2 Minuten. Bei der weiblichen Jugend liefen Ulla Tüshaus, Maria Könning und Roswitha Steverding. Mit den 4x100-m-Staffeln wurden gleich dreimal Deutsche Rekorde aufgestellt. 1977 in 43,08 Sekunden in der Besetzung Udo Scholz, Thomas Giessing, Andreas Funk und Matthias Spiegelhoff und dann 1978 und 1979 mit den A-Jugendstaffeln. Erst legten Jörg Risius, Dieter Daniels, Matthias Spiegelhoff und Thomas Giessing handgestoppte 41,2 Sekunden vor, dann lief das Quartett mit Andreas Funk für Dieter Daniels elektronisch gestoppte 41,48 Sekunden.