Packende Duelle beim Internationalen Meeting in Rhede

Im Sog der nigerianischen Olympia-Fünften Obogunloko Bukola (52,84 sec) lief Esther Cremer in einem fesselnden Kopf-an-Kopf-Rennen neue deutsche Jahresbestleistung (52,87 sec) über die Stadionrunde.
Im Sog der nigerianischen Olympia-Fünften Obogunloko Bukola (52,84 sec) lief Esther Cremer in einem fesselnden Kopf-an-Kopf-Rennen neue deutsche Jahresbestleistung (52,87 sec) über die Stadionrunde.

Packende Duelle auf der Rheder Stadionrunde

 

Auch bei der 43. Auflage des Internationalen Leichtathletik-Meetings wurde Rhede seinem Anspruch gerecht, internationale und deutsche Top-Athleten an den Start zu bringen. Wie so oft in der langen Meeting-Historie behielten die internationalen Gäste in zehn von fünfzehn Top-Disziplinen die Oberhand. Einer der deutschen Spitzenathleten, der stets in Top-Form nach Rhede kommt und das Publikum mit Spitzenweiten zu überzeugen weiß, ist der sechsfache deutsche Meister im Hammerwurf Markus Esser. Der Leverkusener, der vor drei Monaten nachträglich zum Silbermedaillengewinner der Weltmeisterschaften 2005 ernannt wurde, kommt auch deshalb gerne nach Rhede, weil hier mit Dopingkontrollen aktiv der Kampf gegen Betrug im Sport und an den Sportlern angegangen wird. „Ich freue mich zwar sehr über die Silbermedaille, aber das besondere Gefühl, bei der Siegerehrung die Medaille überreicht zu bekommen, kann mir niemand zurückgeben“, ist Esser sauer auf die Betrüger.

Kurios war die Tatsache, dass Markus Esser mit 77,86 Metern exakt die gleiche Weite erzielte wie am Vortag bei den Halleschen Werfertagen, wo er hinter dem Tadschiken Didshoed Nasaraow (80,71m) den zweiten Platz belegte. Ebenfalls stark war die Leistung der DM-Zweiten von 2012, Daniela Manz, die mit 63,35 Metern vor den beiden Schwedinnen Emma Johannesson und Carolina Pedersen gewann. Den sechsten Platz belegte LAZ-Athletin Antonia Frieling mit 52,92 Metern, die damit die DM-Norm für die U23-DM erneut übertraf und nur knapp die Norm für die Deutschen Meisterschaften in Ulm verfehlte. Einen Tag nach ihrem siebten Platz bei den Halleschen Werfertagen (53,96m), schleuderte die Dritte der Winterwurfmeisterschaften, Maximiliane Langguth, den 4-kg-Hammer auf 52,20 Meter. Die U20-Athletin wurde dabei jedoch von einer leichten Knieverletzung ausgebremst.

 

Das Top-Resultat auf der Bahn lieferten die Hürdensprinter zum Abschluss des Meetings. Bereits in den Vorläufen hatte sich ein Duell zwischen dem holländischen Halleneuropameister Gregory Sedoc und dem jungen Tschechen Martin Mazac abgezeichnet, die jeweils ihren Vorlauf souverän gewinnen konnten. Im Finale legte Sedoc nach Blitzstart los wie die Feuerwehr und hatte an der fünften Hürde bereits einen Vorsprung von 2 Metern auf Mazac, der jedoch mit einem klasse Finish in 13,63 Sekunden Sedoc (13,66Sekunden) noch abfangen konnte. Hinter dem Dänen Andreas Martinson wurde der mehrfache österreichische Meister Manuel Prazak (SV Schwechat) Vierter. Pech hatte LAZ-Hürdensprinter David Klöckner, der sich beim Weitsprung leicht verletzte und deshalb nicht antreten konnte.

 

Gegen die schnellen Obina Metu aus Nigeria und den Iren Steven Colvert hatten die deutschen Sprinter einen schweren Stand. Über 200 Meter stellten sich sowohl der deutsche 100-m-Meister des Vorjahres, Lucas Jakubczyk, der deutsche Hallenrekordhalter Sebastian Ernst sowie der deutsche Meister des Jahres 2011, Robin Erewa, der Konkurrenz, obwohl sie bereits am Vortag in Weinheim in Einzelsprints sowie den Staffelrennen im Einsatz waren. „Es hat uns sehr gefreut, dass die Jungs trotzdem noch nach Rhede gekommen sind. Insbesondere, da wir weder Frühlingstemperaturen noch eine Rückenwindgarantie anbieten konnten“, zollte Palm dem Trio Respekt. Doppelsieger wurde auf beiden Strecken der nigerianische Doppelmeister und Olympiateilnehmer Obina Metu, der sich über 100m in 10,46 Sekunden mit einer Hundertstelsekunde Vorsprung vor dem Iren Steven Colvert durchsetzte. Da beide Sprinter auch über die 200m identische Bestzeiten vorweisen können, war auch dieses Rennen hart umkämpft. In 21,00 Sekunden siegte Metu mit zwei Hundertstel Vorsprung vor Colvert. Bester Deutscher war Sebastian Ernst als Vierter (21,38). Schnellster LAZ-Sprinter war Christian Dicks, der über 100m in 10,82 Sekunden Sechster und im stärker besetzten 200-m-Feld in 21,83 Sekunden Elfter wurde.

 

Mit Spannung verfolgte der derzeit leider angeschlagene dreifache deutsche 200-m-Meister Daniel Schnelting die Sprintentscheidungen. Im 400-m-Lauf der Männer sah er ein packendes Duell zwischen dem Engländer Andrew Steele und dem „Stammgast“ Ofentse Mogawane aus Südafrika. Bei schwierigen Bedingungen mit starkem Gegenwind auf der Gegengeraden und in der Zielkurve setzte sich schließlich der Meetingsieger von 2006, Andrew Steele, in 46,83 Sekunden gegen den Meetingsieger des Jahres 2010, Ofentse Mogawane, in 47,15 Sekunden durch. Beide verabredeten sich bei der Siegerehrung zur Revanche im nächsten Jahr.

 

Die spannendste Entscheidung bei den Frauen spielte sich ebenfalls auf der 400-m-Runde ab. Dabei lieferten sich die nigerianische Olympiafünfte Bukola Abogunloko und die deutsche Meisterin der letzten beiden Jahre, Esther Cremer (TV Wattenscheid), ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Obwohl die erst 18-jährige Afrikanerin in 52,84 Sekunden siegte, freute sich Esther Cremer über die neue deutsche Jahresbestzeit von 52,87 Sekunden und dem gelungenen Härtetest. Dritte wurde die junge Britin Emily Diamond, die in 53,30 Sekunden ebenfalls flott unterwegs war.

 

Da mit der britischen 6,80-m-Weitspringerin Agigail Irozuro die stärkste Konkurrentin kurzfristig absagen musste, war der Sieg der EM-Vierten Sosthene Moguenara nicht in Gefahr. Die Wattenscheiderin hatte jedoch noch Probleme mit der Anlaufgestaltung und blieb mit 6,47 Metern etwas hinter den Erwartungen zurück. Zweite wurde die Südafrikanerin Carla Marais (6,36m), die von dem ehemaligen Weitspringer Stephan Louw (Namibia) trainiert wird, der immer wieder gerne an die Stätte seiner früheren Erfolge zurückkehrt. Mit Ernest Gregoire saß eine lebende Trainerlegende auf der Tribüne, um seine Athletin, die Japanerin Saeko Okayama, zu coachen. Nach einem einwöchigen Trainingsaufenthalt zeigte Okayama aufsteigende Form und wurde mit 6,35 Metern Dritte. Einen persönlichen Meetingrekord von 6,11 Metern stellte LAZ-Athletin Klaudia Kaczmarek auf, die seit 2006 ununterbrochen vor heimischem Publikum startet und entsprechend lautstark angefeuert wurde. Anschließend bestritt Kaczmarek noch den Dreisprung und wurde hinter ihrer Dauerkonkurrentin Theresa Greb aus Münster (12,87m) Zweite mit guten 12,73 Metern.

 

Die beste Leistung in den Nachwuchsdisziplinen gelang LAZ-Stabhochspringer Daniel Spiegelhoff, der sich mit einer neuen persönlichen Freiluftbestleistung von 5,10 Metern den Sieg vor dem ein Jahr jüngeren Robin Pieper (LG Peiner Land) sicherte. Die Freude von Spiegelhoff und seinem Trainer Robert Hallbauer war besonders groß, da 5,10 Meter exakt der vom DLV geforderte Richtwert für die U20-EM in Rieti bedeutet. Die Entscheidung über die drei zu vergebenden Startplätze fällt dann bei der DLV-Juniorengala Ende Juni in Mannheim.

 

Von den vielen LAZ-Nachwuchsathleten gelang Laura Giessing der größte Leistungsschub. Die Abiturientin steigerte ihre 100-m-Hürdenbestzeit um fast eine Sekunde auf starke 14,78 Sekunden und unterbot damit nicht nur die DM-Norm für die U20-, sondern auch für die U23-Meisterschaften. Auch die 4x100-m-Staffel der weiblichen U18 löste in 50,13 Sekunden das DM-Ticket für Rostock. Beteiligt waren die LAZ-Sprinterinnen Marie Dornemann, Katrin Boche, Jeanette Hahm sowie Elea Wesely (Wesel). Die U20 verpasste, wie bei den Kreismeisterschaften, die Norm um eine Winzigkeit von 8 Hundertstel. In 49,58 Sekunden holten sich Nicole Pollmann, Anna Steldermann, Laura Giessing und Anika Schnickers (Wesel) jedoch den Tagessieg vor den U18-Athletinnen.

 

Mit großer Begeisterung unterstützten nicht nur die 740 zahlenden Zuschauer, sondern auch die internationalen Top-Athelten die Nachwuchstalente der 8x50-m-Talentstaffeln. Die Aufregung war den Kleinsten aus Bottrop, Reken, Stadtlohn, Biemenhorst und Rhede sichtlich anzumerken. Umso größer war die Freude, als alle Staffeln sicher im Ziel waren und die Kinder mit großem Applaus belohnt wurden.

 

 

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